Mehr Betreuungsplätze für Linsengerichter Kindergärten

Gespräch zur Umsetzung zusätzlicher Betreuungskapazitäten

 

Schwanger! Was für eine Nachricht! In die Freude mischen sich jedoch schnell sorgenvolle Gedanken, viele Fragen drängen sich auf. Eine davon: die nach dem Kindergartenplatz im Kleinkindalter, wofür sich im Wortschatz die „U3-Betreuung“ eingebürgert hat.

Von einem Platz fürs kleine Schätzelein kann viel abhängen, vor allem, wenn beide Elternteile berufstätig sind, Opa und Oma womöglich auch noch – und auch sonst keine betreuungswilligen Familienangehörigen der Nähe leben. „Manche Eltern rufen bei uns an und bewerben sich um einen Platz, obwohl das Kind noch gar nicht auf der Welt ist“, sagt Sigrid Machka. Sie ist bei der Gemeinde Linsengericht die zuständige Sachbearbeiterin für die Kindergärten. Und steht angesichts des stetig steigenden Bedarfs an U3-Plätzen und der breiteren Altersspanne der zu betreuenden Kinder – von einem bis zu sechs Jahren – vor einer großen logistischen Herausforderung. Spätestens im Sommer aber wird auch keine noch so gute Planung mehr helfen, dann sind die U3-Plätze erschöpft, wird die Warteliste anwachsen.

Bürgermeister Albert Ungermann möchte rechtzeitig Abhilfe schaffen und wird am Montag einen Vorstoß im Gemeindevorstand wagen. Werden einige Umbauarbeiten in der Kindertagesstätte „Regenbogenland“ im Altenhaßlauer Behindertenwerk erforderlich, beschränken sich diese in der Kita „Lummerland“ in Eidengesäß und bei den „Brunnenkindern“ in Geislitz – wo allerdings nur Kinder ab zwei Jahren aufgenommen werden können – auf eher geringfügige Maßnahmen. Insgesamt können so 20 weitere Betreuungsplätze entstehen. Abgesehen von den Umbauarbeiten, die die Gemeinde Linsengericht einige wenige Tausend Euro kosten werden, müssen für die beiden neu entstehenden Gruppen etwa 140.000 Euro im Jahr zusätzlich aufwendet werden. „Das sollte es uns Wert sein“, sagt Ungermann. Für sein Ansinnen sieht der Rathauschef einen straffen Zeitplan vor, schließlich benötige die Maßnahme Vorlaufzeit und soll – nach Abstimmung durch die Gremien – mit Beginn des neuen Kindergartenjahres Ende August/Anfang September greifen.

Kinder unter drei Jahren werden in Linsengericht bereits seit 2005 betreut. Damals startete in Geislitz ein Pilotprojekt für die Aufnahme von zweijährigen Kindern, sukzessive erfolgte in den Jahren danach die Aufnahme auch in anderen Einrichtungen. Dadurch schrumpften die Gruppengrößen und somit auch die Kapazitäten. Denn in reinen U3-Gruppen dürfen nur zehn Mädchen und Jungen betreut werden, in gemischten Gruppen 15. Würden in Linsengericht nur drei- bis sechsjährige Kinder betreut, stünden theoretisch 430 Betreuungsplätze zur Verfügung, mit U3-Betreuung sind es aber nur 295 Plätze. 15 U3-Kinder werden derzeit in Altenhaßlau, 20 in Eidengesäß, fünf in Geislitz und zehn in Großenhausen betreut. Bis Mitte 2014 gebe es noch kein wirkliches Problem, was sich ab Sommer dann allerdings ändern werde, so Ungermann, der in diesem Zusammenhang das Geschick von Sigrid Machka im Bereich der Kindergartenlogistik lobt. „Die definitive Warteliste für den Jahrgang 2012 beläuft sich aus heutiger Sicht auf 15 Kinder. Da ist der Jahrgang 2013 aber noch nicht dabei“, so Ordnungsamtsleiter Alexander Schrempf. 2012 wurden 76 Kinder in Linsengericht geboren, 2013 67 Kinder. In jedem Jahrgang wird von Gemeindeseite eine Befragung unter den Eltern durchgeführt, um eine Tendenz für die kommenden Kindergartenjahre zu ermitteln. Etwa ein Vierteljahr bevor das Kind in eine Betreuungseinrichtung aufgenommen werden soll, fragt Sigrid Machka den definitiven Bedarf bei den Eltern ab. Die Plätze werden nach Geburtsdatum vergeben, das ältere Kind erhält den Vorzug. Falls die Warteliste lang und länger wird, müssten weitere Sozialkriterien wie Berufstätigkeit mit einfließen und der Gemeindevorstand das Entscheidungsgremium bilden. Ungermann, Schrempf und Machka warnen davor, die reinen Ist-Zahlen zu betrachten, denn die Kalkulation innerhalb der Einrichtung müsse auch die Jahrgangswechsel von einer Zweijährigen-Gruppe in eine Dreijährigen-Gruppe berücksichtigen. Sonst seien die Kapazitäten der Gruppen der drei- bis sechsjährigen Kinder schnell erschöpft. Dieser ständige Wechsel in den Gruppen müsse also einkalkuliert werden, hinzu kämen kurzfristige Änderungen durch Zu- und Wegzüge. „Wir freuen uns natürlich über wieder stärkere Jahrgänge und Zuzug junger Familien“, so Ungermann. Dafür müsse aber auch die Infrastruktur geschaffen werden. Die Kapazitäten in den Baugebieten seien ausgelastet, die Ausweisung neuen Baulands in Großenhausen anvisiert. Um den Engpass in der U3-Betreuung, der spätestens im Sommer entstehen werde, zu beheben, schlägt Ungermann vor, durch das Schaffen einer Verbindung von einem Gruppenraum zum Schlafraum in der Kita „Lummerland“ in Eidengesäß fünf zusätzliche Plätze einzurichten. Die Kinder würden dann künftig im Turnraum schlafen. Zehn weitere Plätze sollen durch Umbauarbeiten in der integrativen Kita „Regenbogenland“ in Altenhaßlau geschaffen werden und fünf weitere Plätze für Mädchen und Jungen ab zwei Jahren in der Kita „Brunnenkinder“ in Geislitz. Nach den Vorstellungen des Bürgermeisters soll eine Regelgruppe ins obere Stockwerk in den Raum des Turnvereins verlegt werden. Die Zusage zur Nutzung liege bereits vor, so Ungermann. Falls der Gemeindevorstand sich am Montag den Vorschlägen des Bürgermeisters anschließt, könnte der Punkt bereits am 29. Januar in der Gemeindevertretung beschlossen werden.