Ehrenamtliche Betreuung der Asylbewerber in Linsengericht vorbildlich

„Die Not der Menschen erkennen“

Bürgermeister Albert Ungermann und Michael Bollmann danken den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für ihr Engagement zur Integration von Flüchtlingen, die in Linsengericht Unterkunft suchen

Bürgermeister Albert Ungermann mit Karin Schäfer und weiteren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern

 

Linsengericht. Zu einem wiederholten Erfahrungsaustausch hatte Bürgermeister Albert Ungermann ehrenamtliche Betreuer, die Ortsvorsteher, Pfarrerin Manuela vom Brocke, Rainer Hinze als Flüchtlingsbetreuer vom Diakonischen Werk sowie Mitarbeiter der Verwaltung ins Linsengerichter Rathaus eingeladen.

Vor dem Hintergrund, dass die Gemeinde in Kürze weitere Asylbewerber aufnehmen muss, stelle sich nach wie vor die Suche nach geeignetem Wohnraum als Hauptproblem dar, beschrieb Albert Ungermann während des gemeinsamen Gesprächs die derzeitige Situation in Linsengericht. Aktuell und dringend werde eine kleine Wohnung für ein Ehepaar aus Afghanistan mit sechsjährigem Kind gesucht. In allen Fällen sei die Gemeinde als Mieter Vertragspartner, so dass unter anderem die Mietzahlungen auf jeden Fall gesichert seien.

Viel Lob erhielten die Linsengerichter Bürger von Michael Bollmann aus Geislitz, der sich "die Not der Menschen erkennend" seit über einem Jahr um viele Dinge des Alltags der Betroffenen kümmert. Ohne deutsche Sprachkenntnisse sei es schwer, sich in einer fremden Kultur neu zu orientieren. Bollmann freute sich über die Hilfsbereitschaft der Linsengerichter: "Die materielle Unterstützung aus der Bevölkerung ist mehr als erfreulich. Alle Haushalte unserer Asylbewerber sind inzwischen ausreichend versorgt. Nur ein paar Herrenfahrräder für die jungen Pakistanis in Eidengesäß könnten wir im Moment noch gebrauchen“, sagte Bollmann. Ganz besonders wichtig nannte Bollmann das ehrenamtliche Engagement „mehrerer Personen, die ehrenamtlich Deutschunterricht erteilen.“

Bürgermeister Ungermann bedauerte die derzeitige Gesetzgebung, die es den Asylbewerbern nicht erlaubt, eine Arbeitsstelle anzunehmen, bis ihr Anerkennungsverfahren positiv beschieden ist. Bestehende Ausnahmeregelungen seien nur sehr schwer zu erhalten, wie in der Diskussion erkennbar wurde. Es bestehe auch kein Anspruch auf Sprachunterricht, obwohl die Sprache das Allerwichtigste sei, um sich zu integrieren, so Bürgermeister Ungermann. „Wie schwierig eine Verständigung in einem fremden Land ist, weiß ein Jeder, der schon einmal Urlaub in einem Land gemacht hat, dessen Sprache er nicht sprechen kann.“

Rainer Hinze vom Diakonischen Werk zeigte sich erfreut, dass es in Linsengericht gelungen ist, eine "Betreuergruppe" zu finden. Dies sei leider „eher eine Ausnahme“. Viele Menschen, „die zu uns kommen, sind sich selbst überlassen und leiden heute noch unter Verfolgung, Folter und Angst.“ Sie seien traumatisiert aufgrund des Erlebten in ihren Heimatländern. „Sie leisten hier in Linsengericht eine vorbildliche Arbeit", sagte Hinze.

Stellvertretend für alle, die ehrenamtlich Hilfe und Betreuung anbieten, überraschte Bürgermeister Ungermann mit einer kurzen Laudatio für Karin Schäfer:.“ Frau Schäfer meldete sich im Januar letzten Jahres, als die beiden Gelnhäuser Zeitungen über die Asylbewerber in Linsengericht berichteten und wollte bei der Sprache helfen. Sie ging sofort an die Arbeit. Anfangs nur mit Zetteln und ein paar Stiften trafen sich die Familien aus dem Iran und Afghanistan im alten Rathaus Geislitz. Von den acht Personen kannten nur zwei halbwegs unsere Buchstaben und Schriftzeichen und mussten erst einmal das Alphabet schreiben und sprechen lernen. Dann lernten sie die einfachsten Wörter und Begriffe im Haushalt und im Dorf. Auch Zahlen, die Uhrzeiten, den Kalender haben sie erst lernen müssen.“.

Bürgermeister Ungermann in seiner Ansprache:"Liebe Frau Schäfer, Sie geben seit über einem Jahr drei Mal wöchentlich ehrenamtlich Deutschunterricht. Das ist großartig und man kann Ihren Einsatz gar nicht genug würdigen. Die iranische Familie ist dank Ihrer Arbeit heute schon so weit, dass sie im Grunde keine Sprachhilfe mehr benötigt. Dafür möchte ich mich im Namen der Gemeinde, stellvertretend für alle Helferinnen und Helfer mit einem kleinen Geschenk für eine große Leistung bei Ihnen bedanken. Wie man sieht und hört, macht es Ihnen Freude, und ich hoffe, das geht noch lange so. Dazu wünsche ich Ihnen viel Kraft, Ausdauer und eine gute Gesundheit. Aber muten Sie sich nicht zu viel zu." An alle Anwesenden gerichtet, sagte Ungermann: "Bitte machen Sie weiter so, es wird uns in der Gemeinde und unserer Gesellschaft nur Nutzen bringen, wenn möglichst viele Menschen bei der Integration mithelfen. Wir sind als Gemeinde froh und dankbar darüber, dass Sie diese wertvolle Arbeit leisten."