Info-Abend der SPD Linsengericht „Bezahlbaren Wohnraum schaffen“

Mit Wohnbau60plus den Genossenschaftsgedanken wiederbelebt

Unterbezirksvorsitzender der SPD-Senioren in AG 60plus Michael Schell referiert über Anfänge und aktuellen Stand der eigenen Baugenossenschaft

Sie nennt sich „Wohnbau60plus“, doch richtet sich ihr Augenmerk keineswegs ausschließlich auf die ältere Generation, sondern explizit auch an die Jungen – gemäß ihrem Motto „Die Genossenschaft, die bezahlbare Wohnungen schafft für Jung und Alt“. Von der Idee, sich aktiv einzumischen in die Schaffung preiswerter Wohnungen im Main-Kinzig-Kreis über die Genossenschaftsgründung im Februar 2015 bis zur aktuellen Sanierung der Alten Schule Hesseldorf als erstes eigenes Bauprojekt brauchte es gerade einmal zwei Jahre. Eine Erfolgsgeschichte, über die Michael Schell, Vorsitzender der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus im Unterbezirk Main-Kinzig während eines Info-Abends auf Einladung des SPD-Ortsvereins Linsengericht referierte.

„Wir machen was“, beschlossen die SPD-Senioren Main-Kinzig im Sommer 2014 und kamen sehr rasch zur Überzeugung, dass sie dies in Form einer Genossenschaftsgründung umsetzen wollen. An ihrer Seite von Beginn an: Landrat Erich Pipa – „ein Supermitspieler“, so Michael Schell: „Er hat einen Großteil seines Wahlkampfs dem bezahlbaren Wohnraum gewidmet und uns schließlich mit seiner Vorlage im Kreistag, 7,7 Millionen Euro für entsprechende Bauprojekte zur Verfügung zu stellen, den Weg geebnet.“

Zur Zielgruppe der AG 60plus-Initiative zählen neben Senioren mit kleinen Renten junge Familien mit Kindern, Alleinerziehende und Schwellengruppen wie etwa Berufsanfänger mit geringem Verdienst. Wer sich um eine genossenschaftliche Wohnung bewirbt, muss Mitglied sein und eine Einlage von 100 Euro leisten. „Die Form der Genossenschaft haben wir gewählt, weil hier das Prinzip ‚Ein Mitglied, eine Stimme‘ gilt und nicht nach Kapitalanteilen abgestimmt wird.“

Auf der Suche nach einem ersten konkreten Projekt wurde die AG 60plus in Wächtersbach-Hesseldorf fündig. Die dortige „Alte Schule“ – Gelände und Gebäude im Besitz der Stadt – war im Rahmen der Dorferneuerung Gegenstand zahlreicher Diskussionen um die Frage nach ihrer künftigen Verwendung. Die darin befindlichen vier Wohnungen waren in einem völlig veralteten Zustand.

Während konstruktiver Gespräche mit Vertretern der Stadt konnte die Wohnbau60plus Wächtersbach mit ins Boot holen, und mit der Genossenschaftsbank VR Bank Bad Orb-Gelnhausen sowie der KFW-Bank fanden sich sichere Finanzierungspartner. Heute weitestgehend ungewöhnlich aber für die Gesamtfinanzierung des Sanierungsprojekts äußerst günstig: Die Stadt Wächtersbach überlässt der Wohnbau 60plus Gelände und Gebäude über Erbpacht auf 35 Jahre. Beides bleibt in städtischer Hand und damit auch im Vermögenshaushalt der Stadt, die jedoch keine Abschreibungen erwirtschaften muss. Instandhaltung und Pflege obliegen der Genossenschaft. Zwei von drei Bedingungen, die der Landkreis für einen Zuschuss stellt, waren damit erfüllt: Die Kommune spielt mit; ein Erbpachtvertrag wurde ausgehandelt. Ebenso erfüllt die dritte Voraussetzung: Die Genossenschaft garantiert einen Quadratmeterpreis von 7 Euro. Nun stehen für die „Alte Schule Hesseldorf“ 50.000 Euro Zuschuss aus dem Landkreis-Topf zur Verfügung. Nach und nach werden jetzt die Wohnungen saniert und preisgünstig angeboten.

Nach diesem erfolgreichen Start schaut die Wohnbau60plus bereits nach weiteren Projekten beispielsweise in Gründau und Erlensee, zeigte Schell am Ende seines Referates die Perspektiven auf. Es schloss sich eine angeregte Diskussion unter seinen Zuhörern im SPD-Ortsverein Linsengericht an, die sich besonders überzeugt zeigten von dem genossenschaftlichen Gedanken „Lasst es in öffentlicher Hand und entzieht euch der Spekulation“, der auch bundesweit Beachtung fand: Auf dem SPD-Bundesparteitag im Dezember 2015 wurde das Pilotprojekt im bezahlbaren Wohnungsbau der Genossenschaft Wohnbau60plus mit dem begehrten Sonderpreis der Wilhelm Dröscher Stiftung ausgezeichnet.