SPD-Ortsverein Linsengericht vergibt „Gulaschkanone-Bediener-Diplom“
Erst qualmt es, dann gibt es leckeren Linseneintopf
Ganz genau hinsehen und aufpassen mussten die Mitglieder des Linsengerichter SPD-Ortsvereins, die sich von Fachmann Thomas Schlauteck (links) in die Geheimnisse der Bedienung einer Gulaschkanone einweisen ließen.
Eine Gulaschkanone in Gang zu setzen und einen leckeren Eintopf zuzubereiten ist zwar kein Hexenwerk, aber dennoch etwas Spezielles. Davon konnten sich Mitglieder des SPD-Ortsvereins Linsengericht, allen voran Vorsitzender Hans Jürgen Wolfenstädter, während einer „professionellen“ Unterweisung durch ihren Parteikollegen Thomas Schlauteck überzeugen. Seit Jahren bereitet dieser gemeinsam mit seiner Frau Karina alljährlich die weithin beliebte Linsensuppe aus der Gulaschkanone auf dem traditionellen 1. Mai-Fest auf dem Hufeisen zu.
Die Schlautecks waren bislang die Einzigen im Ortsverein, in dessen Besitz die Gulaschkanone ist, die das Gerät bedienen konnten. Das sollte sich ändern, so der Gedanke des Ortsvereinsvorsitzender, denn: „Es könnte ja einmal passieren, dass Schlautecks aus irgendwelchen Gründen für den 1. Mai ausfallen. Dann stünden wir auf dem Hufeisen ohne Gulaschkanone da, und das wollen wir nicht, weil sie einfach dazu gehört.“ Wolfenstädters Aufruf, sich an der Feldküche schulen zu lassen, folgten die Vorstandsmitglieder Detlev Roethlinger und Susanne Gries-Engel sowie Lion Roethlinger und Khaled Mehli. Auf dem folgenden SPD-Frühschoppen mit dem gemeinsam hergestellten Linseneintopf aus der Gulaschkanone erhielten sie schließlich ihr „Gulaschkanone-Bediener-Diplom“. Zudem freute sich Hans Jürgen Wolfenstädter, in diesem Rahmen Lionel Roethlinger als jüngstes Mitglied in den SPD-Ortsverein offiziell aufzunehmen.
In der Wendezeit vor weit über 20 Jahren hatte das Geislitzer SPD-Mitglied Gerhard Oppermann die Gulaschkanone, die aus dem Bestand der ostdeutschen Nationalen Volksarmee stammt, per LKW ins Linsengericht transportieren lassen.
Noch heute zeugt das originale Zubehör – vom Kochlöffel über Teller bis zu transportablen Schüsseln – von der DDR-Armeevergangenheit. In einer längst vergilbten aber komplett erhaltenen Bedienungsanleitung kann man sich in die Geheimnisse der Essenszubereitung in einer Gulaschkanone einlesen.
Die Linsengerichter SPD-Vertreter vertrauten hier allerdings eher den praktischen Anleitung des erfahrenen Thomas Schlauteck. In dessen Hof begannen die Vorbereitungen mit dem komplizierten Anheizen der Diesel-betriebenen Feldküche. „Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Die Abläufe sind exakt aufeinander abgestimmt und ganz wichtig: Man darf das Gerät zu diesem Zeitpunkt keine Sekunde aus den Augen lassen“, erläuterte Schlauteck. Und tatsächlich: Beim Anwerfen des Motors qualmte es erst einmal ganz gehörig, bevor die Maschine endlich rund lief. Erster Arbeitsgang dann für die Vorbereitung der Linsengruppe: das Abkochen der Knochen, um eine deftige Brühe für die Suppe herzustellen. Auch dies ein Vorgang, der eine reichliche Zeit in Anspruch nimmt. Erst am nächsten Morgen konnte dann die Suppe mit gequellten Linsen und weiteren Zutaten fertiggestellt werden.
Die ließen sich die Gäste des Frühschoppens, unter ihnen auch Bürgermeister Albert Ungermann mit Frau Claudia bei bestem Wetter am Festplatzhäuschen in Geislitz schmecken. Mit launigen Worten überreichte Hans Jürgen Wolfenstädter die „Diplome“ und bestätigte damit, dass nun künftig die Schulungsteilnehmer in der Lage sind, die Linsengerichter SPD-Gulaschkanone zu bedienen. Wolfenstädter: „Ihr seid nun also fähig, Mengen und Zeitaufwand zu berechnen, die Gulaschkanone zu transportieren, sie anzuheizen und auf Temperatur zu halten, den Eintopf zuzubereiten und das Gerät richtig zu reinigen. Der nächste 1. Mai kann jetzt also kommen, und die Schlautecks haben nun endlich zusätzliches Hilfspersonal.“
Stolz präsentierten die Schulungsteilnehmer während ihres sonntäglichen SPD-Frühschoppens am Festplatzhäuschen in Geislitz vor der Gulaschkanone des SPD-Ortsvereins ihre „Bediener-Diplome“.